Keine Frage, diese Stadt rockt. Aber wenn man wirklich um jede Uhrzeit mal unterwegs ist, an unterschiedlichen Wochentagen, stellt man fest, dass nicht alles Silber ist, was glänzt. Das heißt nicht, dass hier irgendwo verborgene Ruinen stehen oder in manchen Vierteln der Dreck regiert, nein, aber zum Beispiel geht es los beim Wetter. Wir waren heute am Bondi Beach. Die Busfahrt dauerte geschlagene 20 Minuten, quer durch die ganze Stadt nach Osten. Dort angekommen: WoW! Was für ein Strand. Keine Frage. Das Meer bilderbuchblau, der Sand wie gesiebt, die Wellen hoch… der Wind peitscht. Holy f*ck, war das kalt =) Natürlich für die Surfer das optimale Wetter, aber für jemanden, der sich faul in den Sand schmeißen und verloren gegangen Schlafstunden nachholen wollte (wie zum Beispiel ich), war das eher Ostsee im Herbst, als Sydney im Frühling. Abgesehen davon, das das Wasser nicht unbedingt warm war, hielt man windmäßig grade so im Liegen aus. Nach 30 Minuten Therry und ich uns auf den Rückweg zu machen. Bevor wir ein Blick durch die Läden Bondis geworfen hatten, ging’s per Bus 333 (Bondi Bus) zurück.
Völlig gegensätzlich dazu: Gestern. Gestern gab es ein Meeting am CQ [see ki] (Central Quay, Quay spricht man komischerweise wie „Key“). Das ist nahe am Opera House, wo die ganzen Fähren anlegen und abfahren. Genau solche nahmen wir nach unserem Chicken-Schnitzel-Frühstück in Richtung Darling Harbour. Bei tollstem Sonnenschein und genüsslichem Wellengang schipperten wir unter der Harbour Bridge durch und bis wir vorbei an teuren Eigentumswohnungen mit eigenem Bootsanleger und einem riesen Standartrummel (Luna Park), in der wundervollen Bucht anlegten. Wir tapsten ganz gemütlich die ganze Bucht entlang – von einem Ende bis zum anderen. Eine Bar stieß an die andere, aber alle so unterschiedlich vom Stil her, dass ich mir fest vornahm, hier nochmal Nachts vorbei zu schauen. Es gab viel zu fotografieren und noch mehr zu sehen. Finally we arrived at the Aquarium, einer – quasi – Unterwasserwelt. Für 20$ Eintritt gab es neben kleinen ekeligen Aalen und Tintenfischen, auch Seepferdchen und Krokodile zu bestaunen. Nachdem wir nach 40 Minuten bei den Robben waren, sollte noch ein Kracher folgen: Haie. Wuuuuuuaaaahaaaaarrrrggghhhh. In großen Tunnels konnte man unter einem riesen Becken voller Haie und Rochen etc langwatscheln. Oh man, das war wirklich imposant. Der größte Hai dort war an die 4 Meter lang. Ein Rochen dort war über 2 Meter breit und 2,5 Meter lang. Wow wow wow! Da wurde es tatsächlich dunkel, wenn der über einem drüber schwamm.
Genug gesehen. Wir gingen heim. Sorry, wenn das ein wenig durcheinander wirkt, aber wir sind noch bei gestern 🙂 Nachdem wir uns trennten, machte wieder jeder seinen Kram. Ich videotelefonierte (kurz: skypte) sowohl noch mit der Verwandtschaft inklusive Mara als auch mit meinem Liebling, der Jule :o) Da der Abend aber noch nicht rum war, musste ich noch irgendwas tun. Also, rinn in die Pantoffeln und ab in die City. Noch am Ausgang des Hostels quatschte ich noch mit nem Engländer und nem Schotten bevor schon 10 Minuten später ein guter Zufall passierte: Ich sah eine Chinesin und ihren Freund (ich ging einfach mal davon aus), welche Blätter als Lampen klebten. Ich schaute mir einen dieser Zettel genauer an… es war ein Zimmerverkauf „Rent a room“. Ich sprach sie an. Er: Sau freundlich, stets grinsend und nickend, konnte weder englisch sprechen, noch verstehen, noch denken. Aber er war lieb 🙂 Sie: Klein, süß und der englischen Sprache mächtig. Na wenigstens einer! Nach kurzem Hin und Her gingen wir auch gleich zur Wohnung. Das Gebäude war 4 Minuten vom Hostel entfernt und ungefähr doppelt so hoch. Im Basement für die Bewohner sogar ein großer Swimming Pool, fängt ja schon mal gut an. Ab ging’s in den 6. Stock. Viele Türen ließen auf viele Wohnungen schließen. Irgendeine war dann unsere. Inside war ein Päärchen aus Kolumbien. Große Küche, großes Bad mit Wanne, Balkon und 3 weitere Zimmer. Eins mit Doppelbett, eins mit 2 Doppelstockbetten und ein weiteres mit einem Doppelstockbett. Was dann mein Zimmer werden würde. Ein Schrank, ein Tisch und das besagte Bett. Voll okay. Ich würde es mit einem Iraker teilen. Klingt nicht vertrauenswürdig, aber mit Vorurteile bringen hier nix. 150$ inklusive Internet, Waschmaschine etc ist n guter Preis dafür, dass es wirklich Stadtcentrum ist. Selbst außerhalb bekommt man selten was billigeres. 100$ Deposit als Reservierung zahlte ich dann auch, gegen Quittung. Am Donnerstag ziehe ich dann dort wohl ein. Endlich kann ich im Skype ungestört reden =)
Zurück zu „heute“
Nachdem Bondi Tripp trennten Therry und ich uns wieder. Ich lief allein für 30 Minuten quer durch die Streets und Avenues ziemlich im Gedanken versunken. Das erste Mal kam so etwas wie Heimweh auf. Aber nicht unbedingt in der Form „Boa ich will heim, da ist es toll“ sondern.. mhh, etwas wehleidig und sehnsüchtig. Natürlich würde ich lieber bei Jule sein oder mit Mara spielen oder gar mit den Jungs Scheiße bauen gehen. Je länger du über sowas nachdenkst, desto härter wird es. Wenn du nicht aufpasst, sitzt du bald im nächsten Flieger. Solche Gedanken sind wirklich missionsgefährdend. Du überlegst dir „Wozu mache ich das eigentlich hier?“ Klar, man genießt es. Man hat Spaß und es ist so unendlich aufregend all die Dinge hier zu sehen. Aber bei allem schönen… es ist verdammt hart. Man ist allein, Therry fliegt übermorgen nach Melbourne, d.h. mein einziger Kontakt verschwindet dann hier auch. Hmpf. Alleinsein fetzt eben nicht. Jetzt heißt es wohl die nächsten Tage ordentlich beißen, dass man ordentlich stark bleibt.
Passend dazu auch der heutige Abend. Wir wollten mal in die Rocks schauen um was trinken zu gehen. Vom Central Quay ging es zum Löwenbräuhaus. Was uns schon wunderte (es war um 23 Uhr): Kaum Leute unterwegs. Auch im Löwenbräu kaum was los. Dort kamen wir nicht mal rein, weil Therry, die Blinse :), ihren Ausweise nicht dabei hatte… no ID, no entry. Ringsum wollen wir nicht, also gings weiter durch die dunklen, teils leeren Straßen nach Darling Harbour. Wir glaubten unseren Augen kaum: Auch hier.. tote Hose. Montags. Noch vor 0 Uhr. Was?? Durch Zufall identifizierte Therry 3 Mädels aus der Entfernung als ihre Zimmergenossinnen. Die kamen aus der anderen Richtung von Darling Harbour. Ebenfalls von Menschenleere enttäuscht. Wir quasselten ne Runde bevor wir den Heimweg antraten. 2 der Mädels studieren außerhalb von Sydney. 1 davon war schon mal hier und bleibt diesmal auf jeden Fall sehr viel länger. Sie möchte nämlich ganz und gar da bleiben.
Ich nur 10 Monate. Fast noch 300 Tage. 300 Tage keine Jule. Keine Mara. Kein Felix. Kein Bütti. Kein Rest. Aber immerhin ein Bank-Account hab ich schon mal.. oh man. Ich glaub in naher Zukunft muss ich mir mal kräftig das Gehirn waschen. Im Gang, als ich gerade den Blog hier schrieb, saß unweit von mir eine Deutsche ebenfalls im Gang, aber außerhalb des Sichtfeldes. Sie telefonierte. Und weinte. Bitterlich. Ich glaub, sie telefonierte mit ihrem Freund. Und ich glaub, sie war neu hier. Ich ging kurz zu ihr und fragte, ob alles okay sei. Sie nickte nur. Das war natürlich etwas, was ich nicht unbedingt gebraucht hatte. Als wäre es nicht ohnehin schon schwer genug. Da vergisst man glatt, dass ich in 2 Tagen 380$ erpokert habe..
Denken wir ganz optimistisch an einen Spruch meines Banknachbarn, Robert, in der Berufsschule: „Be harrid my friend, then only the harridn komm in Garrrrdn“ Boooyaa..