Das etwas andere Leben..

21 07 2009

Was soll man sagen? Nach 9 Monaten Jacksons on George, Kings Cross, Four Seasons, Toohey’s New und Bondi Beach (kurz: Sydney) ist es tatsächlich wahr geworden: Jay verlässt seine Heimatstadt und zieht in die große weite Welt.. naja, dem Wort „groß“ sollte man nich so viel Bedeutung geben hierbei 🙂

Alles fing an mit vielen Probleme und Stress aber stets mit viel Motivation und Optimismus. Unterkunft, Job.. völlige Ungewissheit was überhaupt in den Bergen passiert. Das macht einen ganz schön zu schaffen.. ist nicht mal eben so, dass man reisen geht, nein, es war ein Ortswechsel mit Job und allem drumherum. Kurzum packte ich meine Sachen schnellstmöglich zusammen, schmiss ein paar Dinge weg, buchte meinen Bustrip, organisierte alle mögliche Sachen, die nötig waren, die Sache gut zu überstehen. Einige Dinge musste ich traurigerweise zu Hause in Birrong lassen wie z.B. meine Hanteln, mein geliebter Kleiderschrank, Kopfkissen und so weiter und so fort. Der Abschied aus Sydney war nicht unbedingt hart, es hingen Emotionen an dieser Stadt. Sie hat mich schwer geprägt und es war eine heidengeile Zeit dort.. in der Weltmetropole Sydney. Ich kann mich gut an die letzte Zugfahrt von Birrong zum Stadtzentrum erinnern, mit einer Träne im Auge. Während ich die Hälfte meine Gepäcks in Sydney lies, war mein Riesenrucksack bis obenhin voll gestopft inklusive Kopfkissen, Bettbezug und Bettdecke. Meine Laptoptasche war stets am Mann und mein kleiner Rucksack beherbergte Sachen für sibirische Tiefsttemperaturen: 1 extra Shirt, 2 Pullover, 1 Jacke, 2 extra Paar Socken, Mütze, Schal, Handschuhe und vor allem: meine Minianlage für meinen Laptop 🙂 Ich wusste ja nicht was mich in Jindabyne, the place to go, erwartet. Also war ich sogar dafür gerüstet eine Nacht auf der Straße zu verbringen – why not.

Von der Central Station aus startete mein Greyhound-Bus. Im Bus saßen verschiedene Leute.. jung und alt, lächelnd und frustriert, Männchen und Weibchen. Ich knüpfte ein paar Kontakte, aber keiner war insofern erfolgreich, als dass ich eine Unterkunft oder dergleichen ausfindig machen konnte. Matthew, 19, aus Neuseeland war der erste mit dem ich über längere Zeit innerhalb der 7 Stunden Fahrt quatschen konnte. Er hat bereits in Neuseeland gelehrt und verfolgte nun seine erste Saison in Australien. Ihn sah ich nicht zum letzten Mal 🙂 Jindabyne, der Ort in dem ich lebe, gestaltete sich in den ersten Momenten der Ankunft als… „Okay, where the fuck am I?“. Angekommen unter dem Motto „Endstation!“ blickte ich aus dem Busfenster und dachte mir: „Ohje.. Berge? Schnee? Fehlanzeige…. UND WAS MACHT DER REGEN HIER?“ Yark. Matthew verschwand nach den ersten gemeinsamen Metern Richtung Staffaccomondation (Personal Unterkunft) und so stand ich da wie in Sydney: Gepäck auf den Schultern, kein Plan wohin ich hin muss, alles neu.. und diesmal regnete es auch noch! Nun ja, Rumstehen hilft ja bekanntlich nicht also trapte ich so vor mir hin auf der Suche nach… ja, wonach eigentlich? Unterkunft wäre erstmal nicht schlecht. Hostel. Hostel! Es dauerte nicht lange bis ich auch bald das einzige Hostel in Jindabyne fand.. Snowmountains Backpackers. Wie betreffend mein ich. Ich ging zur Rezeption und fragte lediglich nach einem Dach über den Kopf für ein paar Tage. Zimmer egal. Personen egal. Und so bekam ich ein Bett in einem 8-Bett-Zimmer für durchschnittlich 25 Dollar die Nacht. Soweit so gut, Rucksack abgestellt, Bett bezogen, Laptop verschlossen, auf geht’s! Groß ist Jindabyne nicht, ich würde auf vielleicht 1000 – 1500 Einwohner tippen. 1 Einkaufs“zentrum“, 1 Minikino, 4 Bars, 1 Miniclub und circa 2198528 Skiverleihe. Naja, mein erster Weg war Nahrungssuche. Einkaufen ist schon mal nicht schlecht. Auf dem Weg dahin (2 Minuten) kam ich am schwarzen Brett vorbei: Aushänge für Jobs und Unterkünfte zusammengefasst auf kleinen Anzeigezetteln! Yeah. Schwupps war der Nahrungssuchedrang vergessen und Nummer für Nummer jagte ich durch mein Handy. Job war egal, es wurde nach allem gefragt, Wohnung genau das selbe. Hauptsache Wohnung. Die ersten Versuche scheiterten allerdings. Alles bereits vergeben, toller Anfang. Also doch lieber Essen und Trinken einkaufen. Zurück im Hostel traf ich nach wenigen Minuten Aufenthalt im Gemeinschaftsraum auf Jason. Ein 39 jähriger Australier, welcher sich im weiteren Verlauf als Glückstreffer herausstellen sollte: Er war auf Suche nach Job und Unterkunft, just like me. Und er hatte ein Auto! Was hier schon mal eine große Hilfe ist, denn die berühmten Gebiete Perisher Blue und Thredbo sind circa 20 km von Jindabyne in unterschiedlichen Richtungen entfernt. Unser erstes Ziel war Thredbo, aber erst am nächsten Tag. So sollte es auch kommen das wir Donnerstag nach der Ankunft fleißig Lebensläufe in Thredbo verteilten. Bars, Restaurants, Hotels waren meine vorwiegenden Ziele. In einigen Plätzen hätte ich sofort anfangen können aber trotzdem riesiger Ungewissheit über einen Job im Allgemeinen sagte ich erstmal ab und bat um Zeit. Von Thredbo ging es dann 1 Stunde lang durch Berge, National Park und vorbei an toten Kangeroos (ja Wahnsinn, mein ersten Kangeroo was ich sah in Australien war tot) und Wombats (das selbe gilt für diese Viecher). In Perisher angekommen sah ich das erste Mal Schnee in Australien – verglichen zu europäischen Schnee ein wirklicher Witz. Viel zu wenig, viel zu warm und viel zu .. nicht-weiß! Iggiitt. Auch in Perisher wurden Lebensläufe verteilt mit eher weniger Erfolg um das mal vorweg zu nehmen. Viele viele Absagen innerhalb der ersten Stunden, ein paar Hoffnungsträger und 2-3 Zusagen. Alle davon in Hospitality, worauf ich nicht wirklich Lust hatte. Meine Agency die für mich nach Wohnungen schaute, bat mir die letzten 2 verbliebenden Wohnungen an: ein 2 Raum und ein 3 Raum Apartement, für 4 und 6 Personen. Ich füllte Bewerbungen drauf aus und musste mich zugleich nach fremden Leuten umsehen, die mit mir einziehen würden, denn alleine bekommt man die Wohnung nicht. Man muss die volle Personenzahl mitbringen.. entweder alles oder gar nichts. Man kann sich leider nicht auf nur einen Raum bewerben, so läuft das leider nicht. Na toll. Wie dem auch sei, noch am selben Abend schrieb ich eine verzweifelte Spätbewerbung als Skilehrer nach Perisher per Mail. Auf jeglichen Internetseiten wurde ausdrücklich darauf verwiesen das alle Jobs im Schnee vergeben sind aber das überlas ich einfach mal. In meiner Bewerbung beschrieb ich mich als Skier mit 18 Jahren Erfahrung, das ich mein Equipment hier hätte und jederzeit startbereit wäre. Vorwiegend würde ich für Zertifikaten Interesse zeigen, egal was sie kosten. Ich verwies selber darauf, dass ich spät dran wäre aber ich gerne meinen Traum verwirklichen möchte.. und blabla natürlich. Am Freitag verzweifelte ich abermals am schwarzen Brett, nix neues. Doch dieser Tag sollte sich als absoluter Glückstag herausstellen. Ich fing an im Internet über spezielle Seiten Mitbewohner zu finden und quatschte zudem viele Leute an und fragte ob sie noch nach Zimmern suchen. Um ein wenig Abwechslung reinzubringen, ging ich mit Jason ins Kino und schaute mir Transformers 2 an. Film fertig, Kino verlassen, stellte ich einen miss-call fest.. ein versuchter Anruf, den ich im Kino nicht mitbekam. Die hinterlassene Nachricht machte mich in Sekundenschnelle nervös und absolut glücklich: Der Supervisor von Smiggens, einem Unter-Resort von Perisher Blue, Ian Furgeson verwies auf meine Bewerbung als Ski-Lehrer und bat mich um Rückruf. WAAAAAAAHH!!! Der Moment zwang mich zu einer Zigarette und bevor ich die Nummer wählte, musste ich meine zitternden Hände unter Kontrolle bringen. Im Gespräch mit ihm wurde mir sowohl die Chance für Zertifikate als auch einen Job angeboten. Wie geil dachte ich, einfach nur der Wahnsinn! Er lud mich zum Gespräch am Samstag ein, quasi einen Tag später. Yes! Morgens um 10? Kein Problem! Jason bot mir sogar an, mich hinzukutschieren. Freude! Auf dem Weg zurück zum Hostel bemerkte ich am schwarzen Brett einen neuen Aushang für eine Wohnung. 3 Raum. Die Nummer wurde direkt gewählt und die Dame am anderen Ende stellte sich als die Besitzerin der Wohnung aus, welche mir meine Agency anbot! Und es ist nun mal Fakt das der Besitzer entscheidet, wer die Wohnung bekommt und wer nicht. Das liegt nicht im Ermessen der Agency. Die Besitzerin fragte mich natürlich ob ich 5 Leute hätte die mit einziehen wollen. Gut gelogen sagte ich sofort: Selbstverständlich! Daraufhin versprach sie mir mich als Favorit einzustufen, denn neben meiner Bewerbung wurden bereits 16 Bewerbungen von 6er Gruppen auf diese Wohnung geschrieben. Die Chancen wurden immer besser – was für ein Glück!

Das Vorstellungsgespräch in Smiggens war circa 5 Minuten 14 Sekunden lang bis Ian meinte „Super, dann füllen wir fix das und das hier aus. Dann fährst rüber nach Perisher zur Personalabteilung machst den Schreibkram fertig, machst Knietest, holst dir deine Uniform, machst Foto für deine Pässe und dies und das und dann kommst wieder“. Gesagt getan, 3 Stunden später stand ich bei ihm auf der Matte und schwupps hieß es „Welcome to Team Smiggens!“. Wow, das ging fix hey. Jason sponsorte mir seine komplette Skiausrüstung für die ersten Tage und so machte ich mich auf und krabbelte ein paar kleine Berge hoch und versuchte unerkannt zu sehen wo ich Skitechnisch stehe. Oh oh! Mein letzter Skiversuch ist 2,5 Jahre, damals mit Claudi Kirmse in Österreich. Mit der Einstellung „das wird schon“ verließ ich das Trainingsgelände und machte mich per Anhalter heim. Am Sonntag sollte mein erster Tag sein. Und das war er auch. Morgens 9 Uhr bezog ich mein Locker (Spint) im Lockerroom (ist klar), wurde mit vielen Blicken von den anderen Lehrern empfangen. Teils freundlich, teils fraglich, teils „oh je, n Neuling“. Whatever, das interessierte mich eigentlich eher weniger. 9.30 stand ich also das erste Mal zum Line up da. Kein Plan von der Materie, kein Plan was hier abgeht, kein Plan wohin, kein Plan vom Skigebiet. Einfach mal in Uniform dazu stellen und die Ohren aufstellen. Die Schuhe drückten hart, die Ski waren circa 6 Jahre alt und ziemlich „oldschool“. Ich folgte einfach ein paar Lehrern zur Kidsabteilung. Das gute ist, dass mein mit Mütze, Skijacke und Skihose, was jeder trug, sowie Skibrille man automatisch etwas abgetaucht war – man war gekleidet wie jeder andere und nicht leicht zu erkennen. Also schnüffelte ich mich zu den Kids wo ich auf Rebecca traf, nach Ian die 2. höchste Instanz und Leiterin für die Kidsabteilung. Gut gelogen meinte ich das Ian gesagt hätte, ich solle mich bei den Kids einrangieren. Bec meinte das es derzeit gut gedeckt ist, aber wenn ich wollte könnte ich eine Shadow-Shift übernehmen. Quasi einen anderen Lehrer assistieren ohne dafür bezahlt zu werden. Na ist doch bestens 🙂 Also wurde ich einer Gruppe Kids zu gewiesen, 8-10 Jahre alt welche von Linden (Australier) geleitet wurden. Es war ihr zweiter Tag und somit waren sie bekanntermaßen fähig zu stoppen und eventuell schon Turns zu vollbringen – Drehungen. Ich tat mein bestens so viel möglich aus dieser Shift mitzunehmen, nicht nur auf Linden bezogen, nein, durch meine Skibrille mit Verspiegelung konnte ich so einige Lehrer studieren ohne das es jemand bemerkte – booya, wie clever 🙂 Für einige Sekunden dachte ich mir „Ach du dickes Ei, wo bist du hier gelandet. Das kann ja was werden hey! Skilltechnisch hing ich hinterher, definitiv. Skilehrer die gebückt rückwärts den Berg runtersegeln und dabei noch die Skier der Kids in die richtige Richtung schieben, ermm hust. Noch nie gesehen, noch nie probiert. Jobtechnisch – nie gemacht, und himmelhilf, KIDS!! Schreien hier, quängeln dort, Durcheinander überall.“ Aber Jammern hilft ja nicht, also Augen zu und durch. Wenn ich was gut beherrsche, dann ist es so tun als ob ich etwas schon Jahre lang gemacht habe. Und irgendwie klappte das auch ganz gut, hehe.

Der erste Montag fing 8.45 Uhr an. Dazu muss man sagen das es circa 1 bis 1,5 Stunden dauert von Jindabyne – Skitube (quasi Shuttle Zug), Skitube – Perisher Blue, Perisher Blue via Bus – Smiggens. Also schön brav 6.30 Uhr aufstehen. Na das ist doch gelacht für einen gewohnten Spätdienstler! Morgens durfte ich schön weiter bei den Kids Shadow-Shiften und am Nachmittag wurde ich mit ins Training für das APSI Entry Level geschmissen (Australiens Professional Snowsport Instructors) was quasi wie gerufen für mich kam – es wurden die Grundschritte von Kidstraining durchgekaut, ein wenig Grundtechnik geübt und so weiter und so fort. Mit wir waren circa 13 andere im Training also konnte ich gut schauen und lernen. Skifahren verlernt man nicht, es ist wie Fahrrad fahren und so wurde es mit jeder Stunde einfacher in guter Form zu skien. Zudem kam dazu das es ein wirkliches Training war – optimal. Wie es sich rausstellen sollte, war ich übrigens die allerletzte Person, die im gesamten Resort einen Job als Skilehrer bekam – Hammer.

Am darauffolgenden Donnerstag bekamen wir endlich die Zusage für die Wohnung. Es hatten sich 2 Pärchen gefunden und zudem hatte ich mittlerweile Scott kennengelernt im Hostel – ein 30 jähriger aus dem Westen Australiens, der so viel gearbeitet hat, dass er eine Skisaison von 3 Monaten ohne schufften finanzieren kann. Warum nicht. Also wurde das neue Heim zum vertrauten Heim. Die Pärchen hatte ich bis dahin nur am Telefon gesprochen, es war also blindes Einziehen mit unbekannten Menschen. Wiedermal typisch Australien. Ich liebe es.

Und so verging die Zeit. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt hier. Fangen wir an bei der Wohnung: Die Pärchen sind okay. Anders…. aber okay. Etwas still und vor allem die Jungs sind etwas seltsam…… aber okay 🙂 Scott ist der am lautesten schnarchenste Mensch, den die Welt wohl kennt. Ich meine, wenn man aus Spaß mit Absicht das Geräusch des Schnarchen imitieren möchte, ist das laut und nervend. Wenn man das Imitieren und das tatsächliche Schnarchen von Scott vergleichen möchte, kann man gut Fingerschnipsen und Artilleriefeuer gegenüberstellen. Kein Witz. Ich kann ihn mit Kissen schlagen, er hört nicht mal auf. Erst wenn ich ihn halb ersticken lasse, stoppt es. Rindvieh! Jede 2. Nacht gebe ich mich geschlagen, schnappe mir Bettdecke und Kopfkissen und verkrümel mich auf die Couch im Wohnzimmer. Der Rest in der Wohnung ist okay. TV, Anlage, Essenstisch, Badezimmer mit tropfendem und zu tief hängendem Duschkopf, Küche alt aber hauptsache alles funktioniert. Auf dem Balkon hat man einen super Ausblick für das Dorf und dem angrenzenden Stausee. Zu den Shops läuft man circa 8 Minuten. Montags und Freitags finden im Lake Jindabyne Hotel (kurz Ljs) Pokerturniere for free statt. Erster Platz ist ein Snowboard, 50, 30 und 20 Dollar Bar-Tabs (quasi Voucher) sind auf den Plätzen 2, 3 und 4 zu gewinnen. Ich schloss bis jetzt Platz 4 und 2 ab. Jono, mit einer meiner besten Kollegen hier, gewann bereits 2 mal ein Board, unter anderem nachdem ich ihn zu seinem ersten Turnier quasi schleifen musste. 3-5 mal die Woche wird ausgegangen, zu meist nur zum billigen Abendessen wie das 8 Dollar Chickenschnitzel mit Salatbuffet jeden Dienstag und Donnerstag, oder Steaknight am Sonntag für 10 Dollar.. oder eben natürlich Montags und Freitags für Pokern. Mittwoch ist der wohl härteste Abend in ganz Jindabyne, denn Mittwoch ist Payday, der Tag an dem alle ihr Gehalt bekommen. Die Abende sind im Allgemeinen recht lustig, die Leute hier, zumeist alle Schneearbeiter, sind alle locker drauf, nett, redefreudig und alle hier um Spaß haben. Ich war bereits auf vielen Hausparties, geselle mich gerne zu den Banjo Trips (Banjo ist der Miniclub) oder genieße einfach n Bierchen mit den Jungs und Mädels hier im LJs. Der größte Teil ist Australisch. Ein paar Schotten gibt es, einige sind aus Kanada und den USA, wenig aus Neuseeland. Europa ist schwach vertreten. Bisweilen bin ich auf 3 Österreicher gestoßen, 1 Schweizerin, 1 Holländerin, 1 Türke, 1 Spanier, 3 Schweden und ein paar Engländer (inklusive der Schotten). Das ist unter 2700 Jobs im Schnee im gesamten Resort eine magere Vertretung Europas will ich mal meinen. Bis heute dachte ich, ich sei der einzige Deutsche im Resort aber wie ich heute im Gespräch mit einem alten Hasen aus Österreich herausfand, gibt es noch eine deutsche Boarderin in Perisher.. und vor allem (festhalten!!) sie kommt aus Thüringen! Wooohooo! Dem wird in den nächsten Tagen mal nachgegangen. Apropos Tage. Die Tage hier sind sehr lang. Wie bereits erwähnt stehe ich 6.30 Uhr jeden Tag auf. Freie Tage gibt es nicht beziehungsweise will ich sie nicht. Tagsüber vielen Ski fahren, reden, lehren, Nerven nicht kollabieren lassen, immer positiv ausstrahlen, völlig verrückt durchdrehen mit den Kids und einfach nur Skilehrer sein.. das streng an und macht in der Regel müde. Apres-Ski killt die Müdigkeit 🙂

Der Job ansich ist ein Highlight schlechthin und lässt mich die Qualen der Hotellerie ziemlich schnell vergessen. Du wirst für das was du tust hoch angesehen und die Menschen sind dir sehr dankbar für die Arbeit. Gerade Eltern wissen zu schätzen, wie hart es ist, kleinen Kindern das Skifahren bei zu bringen. Genauso danken dir Erwachsene, wenn du ihnen erfolgreich das Skifahren beibringst. Mit der Zeit und nach 2 Wochen Training habe keine Probleme mit den anfangs angsteinflößenden Techniken wie rückwärts fahren und dergleichen. Sprünge werden langsam höher und weiter, 180 ° Sprung-Drehungen im Stand – kein Ding, 360° Drehungen während des Fahrens stehen kurz vor der Perfektion. Schwarze Piste im schönen parellel-Turning mit konstanten Auf- und Abbewegungen werden zur purer Leidenschaft. In das Training habe ich mich super eingefädelt und der Ablauf geht langsam in Fleisch und Blut über. Nach dem bestanden Examen des APSI Entry Level gibt es nun 1 Dollar mehr pro Stunde. Motivierend. Gruppen und Klassen bekomme ich auch immer mehr. Letzte Woche hatte ich jeden Morgen 2 Stunden lang eine Schulklasse aus Adelaide, 10 Mädels im Alter von 16 bis 17. Ha. Am Montag waren 7 von ihnen das erste Mal im Schnee überhaupt. Ich rede hierbei davon, dass sie noch nie Schnee berührt haben. Am Mittwoch waren sie soweit, dass sie bereits die ersten Sprünge und Off-Track-Pisten nehmen konnten. Am Freitag haben wir das ganze Resort erkundigt. Off-Track, Schwarz und Sprünge. Wahnsinn. Eine super Klasse die wahnsinnig interessiert war und gut aufgefasst hat. Was für eine Freude denen was beizubringen. Genial. An den Nachmittagen hatte ich fast jeden Tag First-Timer Adult (Erwachsene, erstes Mal). Naja, ging so. Manche Leute sollten es doch lieber lassen, aber hey, immer schön lächeln 🙂 Diese Woche jetzt bin ich wieder bei den Kids. Meine morgentliche Gruppe sind 8 Kids zwischen 8 und 10. Bereits am 2. Tag haben wir Smiggens bis auf schwarze Pisten abgefahren was super ist für den 2. Tag. Morgen schleif ich die Bande nach Perisher um ihnen ein wenig mehr zu zeigen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass All-Day-Kids das absolut Wahre ist, solang mit ihnen zurecht kommt. All Day Kids bedeutet das Kids Unterricht für 6 Stunden inklusive Lunch haben. Supersache insofern, dass man mit ihnen zusammenwächst wie eine kleine Familie. Man weiß wo jedes Kind steht und woran man arbeiten muss. Zudem ist natürlich das Geld gut weil 6,5 (inklusive Auf- und Abbau der Kids-Area) Stunden viel ist pro Tag. Ein gesunder Durchschnitt liegt bei 4 – 4,5. Ich halte mich gut bei 5 Stunden. 2,5 am Morgen, 2,5 nachmittags. Leute mit weitaus mehr Erfahrung, Level und Zertifikaten bekommen 7 – 7,5 pro Tag. Davon sind die meisten Stunden Privatstunden, teilweise requested privats (also beantragte Privatstunden, welche besser bezahlt sind). Diese Leute verdienen ziemlich gut. Abgesehen von dem Gehalt eines jeden Einzelnen, gibt es übrigens Busgeldstrafen für bestimmte Dinge. Man nennt sie Fines (ausgesprochen „feins“) und man bekommt sie für z.B. wenn man in Uniform stürzt, vom Lift fällt, sich unprofessionell verhält, flucht, Diskutieren mit den Fine-Mastern, in Uniform Alkohol trinkt und so weiter und so fort. Die Liste wird geführt bis es zur Staffparty kommt.. denn genau dort fließt das Geld dann ein. Also ist es ne lockere Geschichte. Ich für mein Teil habe 6 Striche. 1 für Rookie sein (erstes Mal in Smiggens, quasi ne automatische Bestrafung), 1 für einen Crash mit einem anderen Instructor, 1 für Anzweifeln diesen Punkt und die letzten 3 bekam ich gestern innerhalb einer Minute: Nach meiner Nachmittags-Shift wurde mir im Lockerroom ein Bier angeboten. Natürlich sagte ich ja, schnappte mir das letzte Bier aus der Box und nahm ein Schluck. Ein Fine-Master meinte dann „Ohoh, taking out the last beer without letting us know – 1 fine, drinking in uniform – 1 fine. Thaaaaanks“ also quasi ein Punkt fürs letzte Bier nehmen ohne Bescheid zu geben und 1 für Trinken in Uniform. Mein darauffolgendes „Ohhh SHIT!“ wurde als Fluchen gewärtet – noch 1 Punkt. Hmpf. Naja, ist ja alles für einen guten Zweck. Der Crash mit einem anderen Instructor war weniger lustig. Bei einem gewohnten Warm-Up Run morgens 8.45 auf der Front-schwarzen-Piste segelte ich nach Andrew die Piste hinunter. Gekonnt konzentrierten wir uns auf unsere ZickZack Kurven den Berg hinunter. Die Frontpiste ist super übersichtlich und kann von unten gut beobachtet werden. Zu dieser Zeit sind rund 40 Instructor am Aufwärmen. Nachdem wir circa das letzte Drittel der Piste erreichten, waren wir mittlerweile auf einer Höhe.. und natürlich geht der Blick nach unten.. selten wirklich nach links und rechts. Und ja, schnell waren wir allerdings. Unsere Zickzackkurven synchronisierten sich immermehr.. bis wir irgendwie aufeinander trafen. Quasi in letzter Sekunde bemerken wir das wir uns seitlich treffen aber dagegen machen konnten wir nix mehr. Wir schlugen hart ineinander ein, trafen uns hauptsächlich am Knie und Ski. Da ich auf der rechten Seite war, traf es ausgerechnet mein ohnehin schon zwickendes linkes Knie. Ich verlor bei dem Aufprall den linken Ski und versuchte die Balance wieder herzustellen mit nur einem Ski. Ich strauchelte und wackelte aber ich fiel nicht. Nach 30 Metern konnte ich stoppen. Andrew traf es ziemlich hart: Er verlor ebenfalls ein Ski und aufgrund seiner Kurvenhaltung auch seine Balance und verwandelte sich augenblicklich in einen großen Schneeball.. er überschlug sich ein paar Mal und kullerte circa 20 Meter hangabwärts bis er schneeweiß aufstand und fluchte. Ich fluchte zurück. Blödi. (Er ist übrigens der jenige, der mich jeden Tag zur Arbeit und nach Hause mitnimmt 😀 ) Es sah spektakulär aus und es war auch spektakulär. Mein Knie hats ordentlich erwischt, Andrew hats in den Armen abbekommen, aber beide sind wir gut aus der Sache rausgekommen. Nachdem wir unsere Skier wieder befestigt hatten und den restlichen Weg runterglitten, erwarteten uns bereits circa 20 Instructor die uns jubelnd und stöckerklatschend empfingen. Vorne dran natürlich ein Fine-Master, der uns gerade je 1 Punkt aufschrieb. Ich wollte ihm klar machen das wir eigentlich glücklich sind, dass nicht mehr passiert ist und blubb, aber zackpeng, ein Punkte mehr fürs Diskutieren. WHATEVER BUDDY!

Ja wer hätte es gedacht. Australien. Ich. Schnee. Was für eine Veränderung. Was für eine super Veränderung! Eine tolle Erfahrung die sich bis September hinausziehen wird bis ich entgültig und definitiv das Land verlassen werde. Ein Job, der mich in schöne Orte der Welt bringen kann, Abwechslung schafft, indem man nicht wie der letzte Depp behandelt wird und welcher Spaß macht. Durchaus etwas, was ich weiter verfolgen werde. Leider kann ich aufgrund schwachen Internets keine Bilder hochladen und das obwohl ich so viele habe. Ich hoffe bald einen Spot zu finden, der mir genau das erlaubt.

Mir geht’s gut, aber ich freue mich immer mehr auf ein Bierchen im guten alten Deutschland. Seid gegrüßt! 🙂